Wie sorge ich dafür, dass mein Haus mit neuen aufkommenden Technologien kompatibel ist? Eine Internetrecherche führt schnell zum Thema Bussystem. Egal ob man sich für den Branchenstandard KNX oder eine proprietäre Lösung wie von Loxone, Digitalstrom oder einem anderen Anbieter interessiert:
Nachdem man die Vorzüge einer flexiblen, vernetzten Installation aus allen Richtungen angepriesen bekommen hat, stellen sich irgendwann Fragen, wie z.B.:
Wie stabil ist ein Haus mit Bussystem? Was ist, wenn etwas kaputtgeht? Habe ich nicht viele Fehlerquellen? Ist das nicht zu kompliziert?
Bevor man sich als Bauherr für ein Bussystem entscheidet, sollte man sich über die Konsequenzen im Klaren sein, die der Einsatz eines solchen Systems mit sich bringt.
In diesem Beitrag klären wir auf, was ein Bussystem leisten kann, wie stabil und robust es funktioniert und was die Risiken und Nachteile sind, wenn man sich für ein Bussystem entscheidet.
Ein Bussystem ist ein elektronisches Steuersystem, welches sogenannte Sensoren, das sind Befehlsgeber, mit Aktoren verbindet, das sind die Befehlsempfänger, die bestimmte Aktionen ausführen. Die starre Verbindung zwischen z.B. Lichtschalter und Lampe wird also aufgehoben und mit Hilfe eines Steuerungssystems realisiert.
Das bietet viel mehr Möglichkeiten – für Funktionen und Fehlerquellen.
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Bussysteme – Risiko: Komplexität
Die simpelste Form mit einem Bussystem die Haustechnik zu steuern ist die direkte Bedienung durch den Benutzer. Hier gibt es wie in der konventionellen Hauselektrik eine feste, wenngleich auch digitale, Verknüpfung zwischen “Schalter” und “Verbraucher”. Ein Tastendruck löst einen Vorgang aus. Eine Lampe leuchtet oder erlischt. Ein Rollladen öffnet oder schließt sich.
Nutzt man die Möglichkeiten des Bussystems und verlässt diese einfachste Ebene der Bedienung, setzt also logische Verknüpfungen, Umgebungssensoren und Automatismen zur Steuerung der Haustechnik ein, steigen der Komfort und der praktische Nutzen enorm.
Allerdings steigt damit ebenfalls die Komplexität der Anlage und so auch die Anzahl der möglichen Ursachen für unerwünschte Ergebnisse. Das gilt für die Parametrierung der Geräte genauso wie für die Bedienung durch den Anwender. Oder die Diagnose im Falle einer Fehlfunktion.
Mehr Komfort und Funktionalität wird durch mehr Technik ermöglicht. Mehr Technik bedeutet mehr Fehlerquellen.
Hier bietet sich der Vergleich mit dem Auto an. In modernen Fahrzeugen erleben wir, wie durch das Zusammenspiel vieler Einzelkomponenten die komfortable Nutzung eines komplizierten Gesamtsystems möglich wird.
Wir genießen Komfortfunktionen wie Zentralverriegelung, die elektrisch einstellbaren Außenspiegel und das Öffnen der hinteren Fenster vom Fahrersitz aus. Wir erfreuen uns an hoher Motorleistung bei geringem Verbrauch, bei jedem Wetter. Welche Anzahl an Hardware wie Schaltern, Sensoren, Hebeln, Kabeln, Elektromotoren und Steuergeräten dazu nötig ist, fällt nur im Fehlerfall auf. Wie viele tausend Stunden an Tests und Optimierung eingeflossen sind, wie viele Fehlversuche nötig waren bis das Zusammenspiel und die Zuverlässigkeit erreicht wurden, erfährt der Käufer nicht.
Bussysteme – Risiko: Einzelstücke
Autos sind Großserienprodukte, die verbauten Komponenten wurden genau für ihren Einsatzort gebaut und optimiert.
Gebäude sind dagegen Einzelanfertigungen. Es handelt sich bei der Errichtung also jedes Mal wieder um ein Einzelstück, das durch individuelles Zusammenstellen von unterschiedlichen Produkten verschiedener Hersteller entsteht.
Je mehr Einzelteile in einem System zusammenspielen sollen, desto mehr Aufwand muss bei der Planung, bei der Errichtung und auch bei der Wartung betrieben werden.
Aber selbst wenn diese Punkte perfekt gemeistert wurden, besteht immer noch die Möglichkeit, dass einer der beteiligten Busteilnehmer sich nicht so verhält wie gewünscht.
Bussysteme – Risiko: Geräte
Von technischen Defekten abgesehen, rückt mehr und mehr die Softwarequalität in den einzelnen Geräten selbst in den Vordergrund.
Aktuelle Themen, wie zum Beispiel das Dimmen von mehrfarbigen LED Bändern oder Tunable White, also unterschiedlich warm gemischtes “weißes” Licht, verlangen nach leistungsfähigen Aktoren mit umfangreichen Applikationsprogrammen.
Wo früher ein Baustein zehn Telegramme verstehen konnte und daraus die Ansteuerung für vier Relais resultierte, haben die Aktoren inzwischen eine dreistellige Anzahl an Kommunikationsobjekten und berechnen zum Beispiel aus empfangenen Farbtemperaturwünschen die entsprechenden Dimmwerte für die angeschlossenen LED-Bänder.
Der Inhalt der Aktoren wird somit immer komplexer und stellt die Hersteller bei der Entwicklung vor große Aufgaben, was die Betriebssicherheit angeht. Immer wieder müssen wir erleben, dass nicht vollständig ausgereifte Produkte den Weg in den Handel und zum Kunden finden. Da in der KNX-Welt Firmwareupdates durch den Anwender bzw Systemintegrator in der Regel nicht vorgesehen sind, müssen solche Geräte dann ausgetauscht oder vom Hersteller geupdatet werden. Diese Fälle sind nicht die Regel, aber möglich.
Bussysteme – Konsequenz
Es gilt also bei der Auslegung einer Installation, sorgfältig abzuwägen zwischen der Sicherheit erprobter Standardkomponenten und dem Spaß (sprich: Risiko), als early adopter die absolut neueste Technologie einzusetzen. Hier muss für jeden Anwender und jede Installation die individuelle Balance gefunden werden.
Fazit
Um komplexe Anforderungen in Gebäuden umzusetzen, bedarf es einer stabilen, flexiblen und vielseitigen Technologie. Diese ist mit dem Kommunikationsstandard KNX und den damit vernetzbaren Geräten (450 Hersteller mit über 7000 Produkten) zweifelsohne verfügbar und wir sehen auch wenig Alternativen zu diesem absoluten Branchenstandard.
Dennoch ist jede Installation ein Unikat, bei dessen Erschaffung vieles zusammenspielen muss, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.
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